Archives of Resistance and Repair
Shiraz Bayjoo, Maeve Brennan, Onyeka Igwe, kuratiert von Lexington Davis & Julia DeFabo
ARCHIVES OF RESISTANCE AND REPAIR wirft einen Blick auf künstlerische Auseinandersetzungen mit historischem Material aus einer dekolonialen, antiimperialistischen Perspektive. In den Arbeiten von Shiraz Bayjoo, Maeve Brennan und Onyeka Igwe werden dominante Wissenssysteme dekonstruiert, indem dokumentarische Materialien mit kritischen Methodologien konfrontiert werden, die Intimität und verkörperte Erfahrung in den Mittelpunkt stellen. Das Archiv, als Ort, an dem private und öffentliche Geschichte zusammenlaufen, dient allen drei Künstler:innen als Ausgangspunkt. Sie befassen sich mit unterschiedlichsten Regionen, von Mauritius über Nigeria bis hin zu den zahllosen Orten, die vom illegalen Handel mit Antiquitäten betroffen sein könnten. Die Auseinandersetzung mit dem Archiv und dem darin enthaltenen Material legt den Schwerpunkt auf Emotion, Erinnerung und Körperlichkeit, damit gelingt den Künstler:innen die Wiederherstellung marginalisierter Geschichten sowie die Neuerzählung vertrauter Narrative.
Archives of Resistance and Repair macht deutlich, dass ein Archiv keine objektive Informationsquelle ist, sondern ein von Individuen und
Institutionen, die jeweils ideologischen Zielsetzungen unterworfen sind, sorgsam zusammengestellter Wissenskomplex. Die unausgewogene Anhäufung von Informationen und Ressourcen bestimmt, wie Geschichte erzählt wird und Bedeutung entsteht. Wenn die Dokumentation und Sammlung von Informationen als unveräußerliches Vorrecht betrachtet wird, spiegelt dies einen kolonialen Anspruch wider, der Machtbefugnisse über die Privatsphäre anderer voraussetzt. Bayjoo, Brennan und Igwe treten in diese Verwahrungsorte ein und nehmen das Material, das dort lagert, wieder in Besitz – und schaffen so, basierend auf Affinität und Zuneigung als wesentliche Kriterien, alternative Archive. Indem sie die Machtdynamiken bloßlegen, denen die Kontrolle über Dokumente und materielle Geschichte unterliegt, verweisen die drei Künstler:innen auf bestehende Spannungen zwischen „offizieller“ und „inoffizieller“ Geschichte. Ihre Arbeiten werfen Fragen auf: Wer und was wurde ausgeklammert, unterdrückt, vergessen? Ausgehend von einem forschungsorientierten Ansatz demonstrieren die Künstler:innen, dass das Archiv kein statischer Ort zur Verwahrung von Material ist, sondern ein Werkzeug, das der kontinuierlichen Schaffung von Bedeutung dient. Ihre Arbeiten erinnern uns daran, dass wir die Zukunft nur in Angriff nehmen können, wenn wir uns zuvor mit unserer Vergangenheit und deren materiellen Überresten ausgesöhnt haben.
ARCHIVES OF RESISTANCE AND REPAIR ist Teil der von Petra Poelzl kuratierten Ausstellungsreihe Dancing at the Edge of the World.
Neue Galerie Innsbruck
05.11.2021 – 15.01.2022 verlängert bis 26.03.2022
OPENING: 04.11.2021 | 18.00
Die Eröffnung fand im Rahmen der Premierentage 2021 statt.
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SHIRAZ BAYJOO arbeitet in den Bereichen von Film, Malerei, Fotografie, Performance und Installation. Seine forschungsbasierte Praxis konzentriert sich auf persönliche und öffentliche Archive, die das kulturelle Gedächtnis und die postkoloniale Nationalität thematisiert und so dominante kulturelle Narrative in Frage stellt. Bayjoo hat am Institute of International Visual Arts, London, am New Art Exchange, Nottingham, bei der 5. Ausgabe des Dhaka Art Summit, der 14. Biennale von Sharjah, der 13. Biennale von Dakar und der 21. Biennale von Sydney ausgestellt. Er ist Stipendiat des Gasworks Fellowship, des Arts Council of England und Artist in Residence bei der Delfina Foundation. Kürzlich wurde er mit dem Smithsonian Artist Research Fellowship ausgezeichnet.https://shirazbayjoo.com/
MAEVE BRENNAN ist Künstlerin und Filmemacherin. Aktuell ist sie Stanley Picker Fine Art Fellow (2019-22) und nimmt an der British Art Show 9 teil. Zu den Einzelausstellungen gehören Chisenhale Gallery, London; The Whitworth, University of Manchester; Spike Island, Bristol; Mother’s Tankstation, Dublin; Wäinö Aaltonen Museum of Art in Turku, Finnland; Kunsthaus Bregenz, Österreich und OUTPOST, Norwich. Ihre Filme wurden international auf Festivals wie dem International Film Festival Rotterdam, Sheffield Doc Fest und FILMADRID (Offizieller Wettbewerb 2018) gezeigt. Brennan war Stipendiatin des Home Workspace Program, Ashkal Alwan, Beirut (2013-14) und wurde mit dem Jerwood/FVU Award 2018 und dem Paul Hamlyn Foundation Award 2021 ausgezeichnet.https://www.maevebrennan.co.uk/
ONYEKA IGWE ist Künstlerin und Forscherin. In ihrer künstlerischen Praxis steht die Frage „Wie können wir zusammenleben?“ im Zentrum. Der Fokus liegt dabei auf einem Erforschen von sensorischen, räumlichen und nicht-kanonischen Formen des Wissens. Ihre Arbeit versteht sich als ein Auflösen von narrativen Strängen und Fäden und legt ein besonderes Augenmerk auf die Dissonanz, Reflexion und Verstärkung zwischen Bild und Ton. Ihre Arbeiten wurden im Vereinigten Königreich und international auf Filmfestivals und in Galerien gezeigt. Onyeka Igwe wurde mit dem New Cinema Award beim Berwick Film and Media Arts Festival 2019 und dem 2020 Arts Foundation Fellowship Award für Experimental Film ausgezeichnet.https://onyekaigwe.com/
Mit herzlichen Dank an ED CROSS FINE ART | London.