Kirchmoarhof

Kirchmoarhof
Melina Hennicker, Michael Schmidt und Andreas Woller

Ausstellungsfolder

 

ERÖFFNUNG
Freitag, 10.09.2021, 18.00 – 22.00
Neue Galerie Innsbruck

Melina Hennicker, Michael Schmidt und Andreas Woller beschäftigen sich in der Ausstellung „Kirchmoarhof“ mit dem gleichnamigen um 1860 erbauten Hof in der Gemeinde Winden bei Haag (D). Um sich mit den verschiedenen Zeitschichten, kulturellen Codes und Narrationen, die sich im Laufe der Jahrhunderte durch Umbauten in den Ort eingeschrieben haben, vertraut zu machen, haben die Künstler:innen immer wieder in dem Hof gelebt und gearbeitet. In der Ausstellung transferieren sie Versatzstücke des Hofes anhand von raumarchitektonischen Einbauten sowie digitalen und analogen Medien in die Neue Galerie Innsbruck und lassen ein hybrides Environment entstehen, in welchem sich eine fiktive Hofgesellschaft einfindet.

Lange Nacht der Museen
Samstag, 02.10.2021, 18.00 – 01.00
Ausstellungsrundgang: 20.00

AUSSTELLUNGSDAUER
11.09. – 16.10.2021
Mittwoch – Freitag 12.00 – 17.00
Samstag 11.00 – 15.00
an Feiertagen geschlossen


Biographien

MELINA HENNICKER wurde 1985 in Gräfelfing (D) geboren. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung zur Holzbildhauerin studierte die Künstlerin an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Albert Hien – erweitert durch Studien an der Design Academy Eindhoven und einem Aufenthalt an der Sommerakademie in Salzburg bei Prof. Doug Ashford, der mit einem Stipendium des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kultus gefördert wurde. 2015 erhielt sie das 1. Staatsexamen und 2016 einen Master in Kunst und Vermittlung. 2015 / 2016 war Melina Hennicker Künstlerische Mitarbeiterin von Prof. Albert Hien an der Akademie der Bildenden Künste in München.

In ihren Soloprojekten erforscht Hennicker die funktionale oder instrumentelle Beziehung der Menschen zu ihrer Umgebung. Soziale Konstruiertheit wird transparent gemacht. Die Frage nach einem nicht hintergehbaren existenzielle Kern wird gestellt, aber nicht abschließend beantwortet und subversive Möglichkeitsräume des grundsätzlich Anderen scheinen auf. So hat Melina Hennicker für die Arbeit „Bin Bist Ist“ mehrere Tage in einem selbst gebauten Turm gehaust, der nur von den Ausstellungsbesuchern mittels einer kleinen Seilbahn versorgt werden konnte. Die thematisch verwandte Installation „gezeigt werden Dinge“ mutet auf den ersten Blick wie eine Kreuzung aus Feldlager und schickem Design Interieur
an. Die zunächst verstreut wirkenden Gebrauchsgegenstände, die hier versammelt sind, erscheinen bei näherer Betrachtung jedochzunehmend rätselhaft und eröffnen einen weiten Reflexionsraum.
Unter anderem wurde Melina Hennicker mit folgenden Preisen und Förderungen bedacht: Bayerisches Atelierförderprogramm (2021), Atelierförderung der Stadt München (2021), Projektförderung Erwin und Gisela von Steiner Stiftung. Katalogförderung Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (2020), Taipei-Residency: Department of Arts and Culture/City of Munich, Apartment of Art Munich, Taipei Culture Foundation (Taipei Artist Village (TAV)), Goethe Institut Taipei (2017), Erster Preis des Akademievereins für: „Die kleine Freiheit“ (2014), Erster Preis Ideenwettbewerb Kunst im öffentlichen Raum, Stadt Grafenau (2014), Zweiter Preis Dannerwettbewerb (2008).

MICHAEL SCHMIDT wurde 1986 in Augsburg (D) geboren. Von 2009 bis 2018 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste in München, an der er einen Master in Kunst und Vermittlung und das Diplom bei Prof. Gregor Schneider erwarb. 2016 wurde Michael Schmidt von Prof. Gregor Schneider zum Meisterschüler ernannt. Michael Schmidt war 2017 Kurator des monatlichen Videokunst-Programms „Fullscreen“ der Nir Altman Gallery in München und arbeitet seit 2018 als freier Autor für „Monopol. Magazin für Kunst und Leben“.
Die Arbeit des Künstlers nutzt den Körper als Erkenntnisinstrument. Das kann bedeuten, mit erheblichem physischen Aufwand eine umschließende Höhle für den eigenen Körper zu bauen. Das kann auch heißen, mit einer mikrophänomenologischen Sprache, die das Körperliche exakt registriert, Gegenwart zu beobachten. Das Interesse der künstlerischen Forschung von Michael Schmidt reicht vom Verhältnis von Körper und gebauten Raum bis hin zur digitalen Sphäre, die uns heute gleich einem totalen und gar nicht mehr fassbaren, gebauten Raum umgibt, einem Raum den Michael Schmidt mit der sublimen Welt-Weite der Romantik identifiziert. So findet sich in den Arbeiten, die sich der verschiedensten Medien bedienen, durchwegs eine analytische Strenge des sinnlichen Hineintastens in Welt, die aber gleichzeitig von abrupten Ausbrüchen des Burlesken und subtil heraufziehenden dunklen inneren Regungen gekennzeichnet ist.
Michael Schmidt erhielt unter anderem folgende Preise und Förderungen: Bayerisches Atelierförderprogramm (2021), Katalogförderung durch das Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (2020), Diplompreis des Akademievereins für „Ein weites Feld“ (2018), Taipei-Residency: Department of Arts and Culture/City of Munich, Apartment of Art Munich, Taipei Culture Foundation (Taipei Artist Village (TAV)), Goethe Institut Taipei (2017), Projektförderung des Akademievereins für „Westliche Wälder“ und Debütförderung der Stadt München „Walk of Shame“, Regie: Pia Richter (2016), sowie Erster Preis des Akademievereins für: „Die kleine Freiheit“ (2013).

ANDREAS WOLLER wurde 1979 in Erding (D) geboren. Nach einem Magisterabschluss in Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Univer- sität in München hat er bis 2013 bei Prof. Albert Hien an der Akademie der Bildenden Künste in München Bildhauerei studiert. Als Solokünstler arbeitet Andreas Woller mit der Eigenschaft langer Zeiträume dichte ästhetische Sedimente aus Material, Erinnerung,gesellschaftlichen Bezügen und Empfindung erzeugen zu können. Neben fortgesetzten Serien von Collagen, die breit und unterschiedslos den Bilderstrom der medialen Gegenwart ausbeuten, und narrativen digitalen Strukturen, die stetig weiterwachsen, und das Medium Website gegen den Strich bearbeiten, stehen übergroßeInstallationen, die eine umschließende Räumlichkeit definieren, die eher der Geometrie des Bewusstseins entspricht als euklidischen Verhältnissen. Grundlegend ist der paradoxe Versuch, Gegenwart in einem ästhetisch manifestierten Inneren zu spiegeln. Der Künstler wird stark vom Weggeworfenen, Kaputten und Ephemeren angezogen, in dem dann aber doch die Spur einer größeren Welt anwesend ist.
Die künstlerische Arbeit von Andreas Woller wurde u.a. durch den Akademieverein der Akademie der Bildenden Künste in München (Ausstellung „The Bright Side Of Pluto“ zusammen mit Alexander Becker, Vorschau München, 2013) und dem BBK Oberbayern sowiedem BBK Bayern gefördert (Förderausstellung „Die ersten Jahre der Professionalität“ in der Galerie der Künstler*Innen in München, 2018, Vorschlag für das Paris Stipendium des bayrischen Staates (Aufenthalt am Cité Internationale des Arts Paris) durch den BBK Bayern, 2021).

MELINA HENNICKER, MICHAEL SCHMIDT und ANDREAS WOLLER arbeiten seit 2015 zusammen. Bisher wurden drei umfangreiche Langzeit-Projekte realisiert: Stabil und Schön, BAU und Kirchmoarhof. Jedesmal wurde dafür ausgedehnt an einem peripheren Ort gelebt und gearbeitet. Aus der intensiven körperlichen Auseinandersetzung mit dem Ort sind komplexe multimediale Werke entstanden: Drei Wesen bewohnen wie eine fremdartige Lebensform ein isoliertes weißes Gebilde, das an den Bau eines Tieres erinnert (BAU), ein digital-analoger Hybrid, der auf einem kulturell überformten, alten Bauernhof basiert, ist Spielplatz von Raumverschmelzungen (Kirchmoarhof). In den drei Arbeiten werden jeweils Performance, Installation, Objekt, Video, selbst entwickelte Kleidung, Text und Ton zu dichten Einheiten verknüpft, die ebenso total wie offen und sowohl narrativ als auch konzeptuell lesbar sind. Bezüge zur aktuellen gesellschaftlichen Wirklichkeit werden nicht erzwungen, entstehen aber von selbst. Die Arbeit des Trios ist dabei stark prozessbasiert. Die in Teilen sehr verschiedenen Zugänge der drei Künstler:innen füttern eine intensive Dynamik, aus der am Ende ein kohärentes Ganzes emergiert.

Neben den Trio-Projekten realisieren Michael Schmidt und Melina Hennicker als Hennicker – Schmidt auch zahlreiche Duo Projekte. All diese verschiedenen Arbeitsstränge der einzelnen Künstler:innen, des Künstler:innen Duos und des Künstler:innen Trios beeinflussen sich im engen laufenden Austausch wechselseitig, haben aber auch ihre je ganz eigene Charakteristik.


KIRCHMOARHOF
von Melina Hennicker, Michael Schmidt, Andreas Woller wurde im Zuge des OPEN CALLS 2019 von einer Jury bestehend aus Ingeborg Erhart, Annja Krautgasser und Stephanie Weber ausgewählt. Die Ausstellung war ursprünglich für Dezember 2020 geplant und musste aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie mehrmals verschoben werden.