Offener Brief des Vereins Tiroler Künstler:innenschaft zum Abbau der Kunst im öffentlichen Raum Installation Polylog in Wörgl und zur Situation der Galerie Räumlichkeiten Am Polylog des Vereins Am Polylog

Der Verein der Tiroler Künstler:innenschaft möchte sich mit diesem Schreiben solidarisch mit dem Verein Am Polylog in Wörgl zeigen.

Als Organisation, die selbst im Auftrag des Landes Tirol die Förderschiene Kunst im öffentlichen Raum koordiniert und organisiert, sowie die Künstler:innen bei der Realisation ihrer Installationen kuratorisch und organisatorisch begleitet und unterstützt, ist vor allem der Umgang mit der Medieninstallation Polylog von Christian Möller unverständlich. Ein solches Kunstwerk ohne fachkundige Unterstützung „über Nacht“ zu demontieren, um sie dann wie es scheint provisorisch bei den Stadtwerken, die selbst angeben keine Verwendung für die Skulptur zu haben (vgl.: „Kunst: Polylog abgebaut, Zukunft für Wörgler Galerie offen – mit Umfrage“. MeinBezirk.at, 13. Januar 2023, https://www.meinbezirk.at/kufstein/c-lokales/polylog-abgebaut-zukunft-fuer-woergler-galerie-offen-mit-umfrage_a5810863.), abzustellen, sorgt für Unverständnis. Es stellt sich hier die Frage, wieso weder eine fachkundige Beratung herangezogen wurde, noch eine adäquate Unterkunft für den Polylog im Vorfeld organisiert wurde. Noch mehr ist zu hinterfragen, wieso die Medieninstallation, die bereits seit 20[!] Jahren das Ortsbild in Wörgl geprägt hat, überhaupt weichen musste. Der Polylog, wie wir finden, hätte und sollte auch nach wie vor Teil der geplanten architektonischen Ausschreibung für die Neugestaltung des Platzes sein. Die Tatsache, dass diese noch nicht ausgeschriebene Umgestaltung von der Politik als Begründung für den Abbau genannt wird, erscheint dabei schon fast absurd.

 

Kunst im öffentlichen Raum interagiert immer mit einer breiten Öffentlichkeit und lotet dabei nicht selten das Verhältnis von Menschen in einer bestimmten Region zu ihrem Umfeld aus. Dabei versteht sich die Kunst und ohne Zweifel auch der Polylog als ein Medium der Kommunikation, das es ermöglicht, sensible Themen anzusprechen und Diskussionen anzuregen und zu fördern. Ein Aufruf zum Dialog!

 

In Verbindung mit der Kündigung des Mietvertrages der Galerie Am Polylog, ohne klare Zusage für neue Räumlichkeiten, macht es den Anschein, dass hier gezielt gegen ein Weiterbestehen des Vereines Am Polylog gehandelt wird. Und dies obwohl die Galerie seit zehn Jahren erfolgreich zeitgenössische Kunst präsentiert und sich zu einem qualitativ hochwertigen Ort für zeitgenössische Kunst mit Mehrwertcharakter für die Region etabliert hat. Das Argument aus der Politik, die aktuellen Räumlichkeiten in der ehemaligen Drechslereiwerkstatt im Stadtzentrum seien nicht geeignet (vgl.: „Kunst: Polylog abgebaut, Zukunft für Wörgler Galerie offen – mit Umfrage“. MeinBezirk.at, 13. Januar 2023, https://www.meinbezirk.at/kufstein/c-lokales/polylog-abgebaut-zukunft-fuer-woergler-galerie-offen-mit-umfrage_a5810863) steht zudem im Widerspruch mit jenem des Vereines Am Polylog und dessen Kurator, obwohl jene dies doch am Besten hätten beurteilen können.

Der Verlust des Ausstellungsortes und Vereines Am Polylog und der Kunst im öffentlichen Raum Installation Polylog, stellt aus unserer Sicht einen großen Verlust sowohl für die Region, als auch das Bundesland dar. Wir appellieren daher an die zuständige Politik, den Dialog mit dem Verein zu suchen, um ein konstruktives Fortbestehen zu ermöglichen und zu garantieren.

 

Unterzeichnet

Der Vorstand der Tiroler Künstler:innenschaft